Jeder Autor, ob professionell oder hobbymäßig, kennt und fürchtet sie: die Schreibblockade! Diese grauenhafte Phase, die von Stunden bis hin zu Jahren andauern kann, diese Zeit, in welcher einem die Worte fehlen, wenn die Kreativität austrocknet und man kleine Ewigkeiten damit verbringen kann, auf das anklagend leere Blatt zu starren. Irgendwann macht, glaube ich, jede/r Schreibende so eine Erfahrung, und wer es schonmal hinter sich gebracht hat, wird mir zustimmen, wenn ich sage: es macht keinen Spaß.

Meine erste Schreibblockade hatte ich mit neunzehn Jahren. Mein Leben war turbulent, ich hatte bis dahin viel Lyrik geschrieben, Kurzgeschichten, Fanfictions. Ich hatte beim NaNoWriMo zwei recht dilettantische Rohfassungen geschrieben, beide nur knapp über 50.000 Wörtern. Nichts Besonderes, nichts, was Beachtung verdient hätte. Aber ich habe geschrieben, und das fast täglich. Und dann – nichts mehr.
Von einem Tag auf den anderen war es vorbei mit meiner Kreativität. Nicht, dass ich keine Lust gehabt hätte, nein – mir ist einfach nichts mehr eingefallen. Ich wollte schreiben, unbedingt. Aber sobald ich am Computer saß, war mein Kopf leer. Diese Erfahrung, die ich Tag für Tag aufs Neue machte, war so frustrierend und belastend, dass ich das Schreiben für mehrere Jahre ganz aufgab.
Seitdem habe ich mehrere kleinere Schreibblockaden durchlebt und überwunden. Mittlerweile weiß ich besser, was ich dann zu tun habe, wie ich mich selber aus dieser Schreib-Depression herausziehen kann. Diese Erfahrungen möchte ich heute mit euch teilen; vielleicht hilft es euch eines Tages weiter, sollte die scheinbar unüberwindbare Mauer der Schreibblockade sich einmal vor euch auftürmen.
Woher kommt das?
Gute Frage. Jede Schreibblockade ist individuell; oft spielen sicherlich äußere Umstände, zum Beispiel ein stressiges Privatleben, ein neuer Beruf oder ein einschneidendes Erlebnis eine Rolle. Krankheit, Streit, ein neues Haustier, ein Umzug… Auch psychische Grunderkrankungen beeinflussen unsere Kreativität und können sie in dunklen Phasen austrocknen.
Manchmal liegt auch ein Problem mit dem aktuellen Schreibprojekt vor. Vielleicht stimmen die Grundvoraussetzungen nicht, mit denen man das Manuskript begonnen hat, oder es gibt ein Plotproblem, das sich im Kopf so sehr verknotet, bis gar nichts mehr geht und man nicht mehr weitermachen kann, weil man sozusagen auf seinen eigenen Händen steht.
Es ist nicht immer ganz einfach, herauszufinden, worin die Ursache für eine Schreibblockade liegt. Aber es gibt immer eine.
Keine Panik
Wenn etwas, das vormals einfach war und Spaß gemacht hat, von einer Sekunde auf die andere nicht mehr funktioniert, macht das Angst. Was ist hier grade passiert?, fragt man sich. Stimmt etwas mit mir nicht? Was soll ich denn jetzt tun?
Zuerst einmal, wie bei fast allen Notfällen: Ruhe bewahren. Schreibblockaden kommen vor, und sie gehen auch wieder. Das Schlimmste, was man sich jetzt antun kann, ist, sich in die Panik und Un-Kreativität hineinzusteigern. Manchmal genügt es, sich zu entspannen, ein paar Stunden an etwas anderes zu denken und den Kopf freizukriegen, um die Blockade zu lösen.
Ursachensuche
Was hat die Schreibblockade ausgelöst? Wie eine schmerzhafte Blockade in der Wirbelsäule kommt auch eine Schreibblockade nicht einfach so. Statt falsch gehoben hat man sich vielleicht zu viel vorgenommen, so dass die gesteckten Ziele einen erschlagen und mut- und kraftlos zurücklassen. Oder das Privatleben spielt verrückt und man braucht all seine Energie, um dort zu bestehen. Vielleicht belastet einen eine Situation im Job, oder in der Familie. Oder ist es ein Problem auf Manuskriptebene, ein Plotknoten, vielleicht fühlt sich einfach alles falsch an? Möglicherweise wird man auch seit Tagen von Selbstzweifeln geplagt und möchte unbewusst nur noch aufgeben.
Sich bewusst zu machen, was die Blockade ausgelöst hat, löst sie noch nicht, kann aber beim Lösungsprozess helfen. Das Grundproblem lässt sich oft beheben, und dann ist es viel einfacher, wieder ins Schreiben zu finden.
Ziele setzen
Und zwar ganz kleine Ziele. Zum Beispiel: Ich schreibe jeden Tag einen Satz, und sei es über das Wetter. Solche Ziele sind erreichbar, und jedes erreichte Ziel gibt uns ein kleines Erfolgserlebnis und ein gutes Gefühl. Auf diese Weise lässt sich die Angst vorm Scheitern nach und nach abbauen. Denn Angst spielt in Schreibblockaden immer eine Rolle – Angst, die eigene Kreativität nicht wiederzufinden, Angst, nie wieder schreiben zu können. Die Vorstellung ist schrecklich, und sie kann lähmen. Das gilt es unbedingt zu vermeiden.
Schreibmedium wechseln
Wer bisher immer am Computer geschrieben hat, sollte sich einmal überlegen, per Hand zu schreiben. Der Perspektivwechsel sorgt für Abwechslung und vielleicht für den zündenden Funken, um die Schreibmotoren wieder in Gang zu bringen. Außerdem hat man dann einen Grund, sich ein richtig schönes Notizbüchlein zu kaufen, in das man dann jeden Tag seinen Satz oder seine fünfzig Wörter aus den kleinen, Angst abbauenden Zielen schreiben kann…
Schreibort wechseln
Ob mit dem neuen Notizbuch oder dem Tablet, manchmal muss man etwas Neues um sich haben beim Schreiben. Das Café um die Ecke, der Park zwei Straßen weiter, der Stadtwald – oder nur ein anderes Zimmer in der Wohnung. Um mit dem Schreiben wieder anzufangen, kann ein Ortswechsel unglaublich hilfreich sein. Neue Eindrücke, neue Geräusche und Gerüche, all das hilft, die Kreativität wieder anzukurbeln.
Austausch mit anderen
Schreibgruppen, Schreibforen, Schreibtreffs – es hilft, mit Menschen über die eigenen Sorgen zu sprechen, die einen verstehen. Nicht-Schreiber werden gegebenenfalls die Stirn runzeln und Fragen stellen wie „Warum schreibst du nicht einfach irgendwas?“ So was ist nicht hilfreich.
Schreiberlinge dagegen, Hobby- und Profiautor*innen, geübte Federschwinger*innen, die verstehen das Problem. Sie können wertvolle Tipps und Tricks geben, anspornen, motivieren, Mut zusprechen oder einfach nur mal zuhören, wenn man sich richtig ausheulen will.
Motivationen finden
Das können Schreibaufgaben in Schreibgruppen sein, die einem helfen, indem sie wenigstens das Thema vorgeben. Oder Bilder – eine ausführliche Bildbeschreibung zum Beispiel ist durchaus ein kreativer Text, und dabei kann man wunderbar sehen, dass man das Schreiben nicht verlernt hat, sondern nur etwas eingerostet ist.
Was immer euch motiviert, zählt! Bilder, Musik, die Natur… Ich habe hier schonmal meine liebsten Motivationstipps gesammelt, die lassen sich selbstverständlich auch während einer Schreibblockade anwenden, um sich wieder ans Schreiben ranzutasten.
Abstand gewinnen und sich Zeit lassen
Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Genausowenig wird man eine manifeste Schreibblockade in vierundzwanzig Stunden abbauen können. Manchmal ist sind Körper und Geist einfach ausgelaugt und brauchen eine Pause.
Dann muss man sich als Autor*in diese Pause auch gönnen. Natürlich ist es ärgerlich, wenn man in seinem Manuskript nicht weiterkommt. Aber was ist angenehmer – den Tag gemütlich verbringen und sich abends entspannt fühlen, oder den ganzen Tag verkrampft auf einen Text starren, an dem man nicht weiterkommt, und abends in schlechten Gefühlen ertrinken? Die Muse lässt sich zu nichts zwingen.
Übt das Loslassen. Heute hat es nicht geklappt mit dem Schreiben, nicht mal der eine Satz? Macht nichts. Morgen ist ein neuer Tag, und ihr werdet nicht aufgeben. Erlaubt euch, euch gut zu fühlen. Macht etwas, das euch gut tut. Probiert Entspannungstechniken aus, Meditation, Yoga, lasst euren Frust in Ballerspielen raus, beim Uphill-Sprint, beim Schattenboxen, hört laut Musik oder leise, tanzt durch die Wohnung, lest ein gutes Buch, nehmt ein heißes Bad… Versucht, eure Gedanken von der Schreibblockade zu lösen.
Habt Vertrauen in euch selbst. Ihr schafft das.

Hattet ihr schonmal eine Schreibblockade? Habt ihr Tipps, um sie zu besiegen?
Eine sehr schöne Zusammenfassung!
Ich finde es auch sehr beruhigend, dass man mit den Jahren seine eigenen Schreibblockaden immer besser verstehen und überwinden lernt. Mir macht das enorm Mut. Und es fühlt sich ein kleines bisschen nach Erwachsenwerden an 😉
Grüße!
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Es ist wie mit allem – wenn man sich selbst verstehen lernt, wird es einfacher. Das hat viel mit Erwachsenwerden zu tun, da hast du Recht, aber auch damit, ein bisschen Kind zu bleiben – spontan zu bleiben, sich an Kleinigkeiten zu freuen, einen tanzenden Stern in sich zu tragen.
Dass der Artikel dir Mut macht, freut mich ungemein!
LG Anna
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Hallo Anna, das hast du sehr schön geschrieben und formuliert. ich hatte in meinem Blog auch schon mal. Ich wusste schon nicht mehr was ich kochen sollte, da mir alles viel zu einfach erschien und ich somit keine Lust mehr hatte etwas zu machen. Aber auf einmal sah ich, das genau diese einfachen Rezepte es waren die eine bestimmte Gruppe von Menschen suchten. Und schwupps fielen mir wieder Texte ein. Liebe Grüße Claudia
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Hallo Claudia
Interessant, dass das bei dir mit einer „Koch-Blockade“ einherging – stelle ich mir auch sehr unangenehm vor. Wie gut, dass du das überwinden konntest!
Eins der schwersten Dinge am Erwachsensein ist ja, dass man sich jeden Tag selber überlegen muss, was man essen will…
Und ich für meinen Teil bin sehr froh, dass du die Freude auch an den einfachen Rezepten wiedergefunden hast 😉
LG Anna
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