Da plane ich Anfang des Julis mal eben so einen Roman, entwerfe Figuren, eine Welt und einen Plot. Jedenfalls grob – einen Anfang und ein vages Ende, dazwischen einzelne Handlungspunkte, an denen ich mich entlanghangeln kann. Der Rest kommt dann beim Schreiben, wenn die Welt lebendig wird und das Fieber mich packt, wenn ich für die Geschichte brenne und den ganzen Tag an nichts anderes denken kann. Das ist eigentlich meine bewährte Methode, lange Projekte zu schreiben.
Dieses Mal war es … anders.

Die geplante Geschichte entwickelte sich einfach nicht. Oh, sicher, ich habe die Figuren dazu gebracht, zu tun, was ich wollte. Es ging voran, das schon. Aber die Begeisterung blieb aus. Das Schreiben war mehr selbstauferlegte Pflicht als alles andere. Ich wollte mein Camp-Ziel erreichen und habe mich deswegen zum Schreiben gezwungen. Nichts ging leicht von der Hand, nichts entstand wie von selbst in meinem Kopf – geschweige denn auf (virtuellem) Papier. Es hat keinen Spaß gemacht, sondern war verdammt anstrengend. Und das, obwohl die die Idee hinter dem Projekt wirklich gut gefällt!
Also habe ich nach Erreichen des gesetzten Wortziels das Dokument geschlossen und seitdem nicht mehr geöffnet. Inkonsequent, ich weiß. Ein bisschen feige. Aber ich habe keinen Nerv, diesen Roman jetzt zu schreiben.
Doch ich denke darüber nach. Was lief falsch?
Rückblickend betrachtet habe ich dem Projekt zu wenig Platz in meinem Leben eingeräumt. Ich hatte (und habe!) so viel anderes um die Ohren… Da war nie die Zeit, mich intensiv mit den Figuren auseinanderzusetzen, Szenen im Kopf durchzuspielen oder kleinere Probleme geduldig zu lösen. Mein Fokus lag nicht beim Manuskript, sondern anderswo, und das hat sich bemerkbar gemacht. Es fehlte schlicht die Zeit.
Schließlich schreibe ich nicht hauptberuflich, sondern habe eine Vollzeitstelle, die Zeit und Energie frisst – und ein bisschen Freizeit will ich ja auch haben. Wenn dann der entscheidende Funke, die absolute Begeisterung für das Projekt fehlt…
Und warum fehlt das? Weil es an allen Ecken und Enden hakt und ich mir nicht die Mühe gemacht habe, daran zu arbeiten. Je weniger ich mich mit dem Projekt beschäftige, desto mühseliger ist das Schreiben. Und je mühseliger das Schreiben ist, desto weniger beschäftige ich mich damit. Was für ein Teufelskreis. In dessen Mitte sitzt mein innerer Schweinehund und übt Stepptanz.
Normalerweise bin ich sehr dafür, eine angefangene Aufgabe auch zu beenden, egal wie anstrengend. Und dass Schreiben nicht nur Freude und Vergnügen ist, sondern auch harte Arbeit, das ist mir bewusst. Aber vielleicht ist es trotzdem manchmal besser, den Dingen Zeit zu geben.
Der Roman ist ja nicht weg – er ist nur unfertig und unausgereift. Eines Tages werde ich ihn fertigschreiben. Wenn ich mich dazu bereit fühle, wenn ich Zeit und Motivation habe. Es hetzt mich ja niemand – der größte Vorteil der Hobbyschreiberei ist der, dass man keine Deadlines hat.
Ich habe mich wieder an die Überarbeitung meiner Trilogie gesetzt. (Ihr wisst schon, die, die irgendwann mal ein Bestseller wird.) Ein Gefühl wie nach Hause kommen – da kenne ich jede Figur, jede Wendung und jede Ecke. Und es ist noch extrem viel zu tun. Diese Trilogie ist mein Herzensprojekt, in dem ich versinken kann und für das ich brenne. Lange habe ich mich vor der Überarbeitung gedrückt – damit ist jetzt Schluss!
Schreiben ist Arbeit, hart und anstrengend. Klar. Aber es sollte trotzdem Spaß machen. Logisch fühle ich mich inkonsequent, weil ich das Camp-Projekt jetzt liegen lasse. (Und vielleicht rechtfertige ich mich hier hauptsächlich vor mir selber, das will ich gar nicht bestreiten.) Doch ich kann gerade an anderer Stelle produktiv sein und habe davon am Ende mehr, als wenn ich mich zwinge, lieblos eine schlechte Rohfassung zu schreiben. An die unfertigen Dinge kann ich mich setzen, wenn die Überarbeitung wieder zu viel wird. Keine Deadlines, ihr erinnert euch? Niemand hetzt mich außer mir selbst.
Vielleicht – hoffentlich – wird das eines Tages anders und ein großer Verlag setzt mir Deadlines, die ich einzuhalten habe. Dann muss ich mich auch mal zu etwas zwingen, so schreibtechnisch. Aber solange Schreiben ein Hobby ist, kann ich es mir erlauben, auf den Spaßfaktor zu achten und zwischen Projekten zu switchen.

Wie haltet ihr das? Schreibt ihr konsequent gegen alle Widerstände an oder wechselt ihr zwischen Projekten zu demjenigen, das gerade am meisten Vergnügen verspricht?